Christi Krone und Heilandsdistel, Fieberdistel und Frauendistel, Leberdistel und Milchdistel – die Mariendistel ist unter vielen Namen bekannt. Die botanisch korrekte Bezeichnung lautet Silybum marianum, mit dem Synonym Carduus marianus.
Der deutsche Name „Mariendistel“ beruht auf einer christlichen Legende: Überlieferungen zufolge soll die Muttermilch Marias beim Stillen des Jesuskindes auf eine Distel getropft sein und dadurch zur weißen Marmorierung in den Blättern geführt haben.
Wie sieht die Mariendistel aus?
Silybum marianum gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und ist daher mit der Artischocke verwandt. Die ein- bis zweijährige Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 30 bis 150 cm und besitzt einen nach oben hin verzweigten und behaarten Stängel. Die Blätter sind groß, grün-weiß marmoriert und dornig gezahnt. An den Stängelspitzen finden sich, zwischen April und August, die bekannten purpurroten und kugelförmigen Blüten, die bis zu 6 cm groß sein können und von den langen Stacheln der Hüllkelchblätter umgeben sind.
Aus den purpurroten Blüten entwickeln sich meist im August oder September die 6-8 mm langen und bis zu 3 mm breiten braun-schwarzen oder grau-braunen Früchte. Am oberen Ende der Samen befindet sich der silbrig glänzende Pappus (Haarkrone).
Wo trifft man sie an?
Die Mariendistel bevorzugt trockene, warme und felsige Standorte und ist daher häufig auf Brachflächen, an Äckern und an Wegrändern anzutreffen. Ursprünglich war sie in Nordafrika, Kleinasien, Südrussland und Südeuropa beheimatet. Heutzutage kommt sie auch in Mitteleuropa, Nord- und Südamerika sowie Südaustralien und Neuseeland verwildert vor. Für die pharmazeutische Nutzung wird sie standardisiert angebaut. Bekannte europäische Anbaugebiete sind vor allem Österreich (Waldviertel), Deutschland (Westerwald), Ungarn, Polen und Rumänien.
Welche Pflanzenteile und Inhaltsstoffe werden verwendet?
In der Pflanzenmedizin werden nur die getrockneten, reifen Früchte ohne Pappushaare verwendet. Die Früchte werden im Spätsommer oder im Frühherbst geerntet. Mariendistelfrüchte enthalten den Naturstoffkomplex Silymarin, der für die Wirksamkeit der Pflanze verantwortlich ist. Silymarin kommt ausschließlich in der Fruchtwand vor. Neben durchschnittlich 1,5 bis 3 % Silymarin enthalten Mariendistelsamen zusätzlich auch Flavonoide, Phytosterole, Tocopherole (natürliches Vitamin E) sowie 20 bis 30 % fettes Öl mit hohem Anteil an Linolsäure, Ölsäure und Palmitinsäure.
Wie kam der Mensch auf die Mariendistel?
Die Mariendistel wird schon seit dem Altertum als Heilpflanze für unterschiedliche Beschwerden genutzt. Der griechische Arzt Dioskurides empfahl sie damals als galletreibendes Mittel, als Brechmittel (in Kombination mit Met) und gegen Schlangenbisse. Paracelsus nutzte die Mariendistel als Heilmittel gegen „inwendiges Stechen“.
Ihre heutige Bekanntheit als Heilpflanze verdankt die Mariendistel dem deutschen Arzt Johann Gottfried Rademacher (1772-1850), der sie damals schon zur Behandlung von chronischen Leber- und Milzleiden, Hepatitis, Ikterus und Gallensteinkoliken anwandte.
Traditionell kommt sie auch als Lebensmittel zum Einsatz. Die Blütenköpfchen (vor dem Öffnen) können gekocht und wie Artischocken zubereitet und gegessen werden. In früheren Zeiten, als die Menschen während der Wintermonate kein frisches Gemüse zu essen hatten, wurden die gekochten Blütenköpfchen als Frühjahrstonikum eingesetzt.
Wofür werden Mariendistelsamen heute verwendet?
In der heutigen Zeit ist die Mariendistel die wichtigste Heilpflanze zur Behandlung von Leberbeschwerden. In der Notfallmedizin wird der aus den Mariendistelfrüchten isolierte Wirkstoff Silibinin (ein Bestandteil des Silymarin-Komplexes) bei Knollenblätterpilzvergiftungen intravenös über mehrere Tage verabreicht, um der akuten Lebervergiftung entgegen zu wirken.
Bei leichten Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Völlegefühl, Übelkeit oder Oberbauchschmerzen können die zerkleinerten Früchte in Pulverform oder als Tee eingesetzt werden. Aufgrund des faden und fettigen Geschmacks und der vergleichsweise geringen Wirksamkeit kommt der Mariendisteltee allerdings nur selten zum Einsatz.
Welche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen hat die Mariendistel?
Mariendistelpräparate werden im Allgemeinen sehr gut vertragen. In seltenen Fällen wird eine leicht abführende Wirkung beschrieben. Wechselwirkungen mit Arzneimitteln sind bislang nicht bekannt.
Was ist sonst noch zu beachten?
Die Wirkung von Mariendistelpräparaten baut sich über einen längeren Zeitraum auf. Ein positiver Effekt auf die Leber lässt sich meist nach mehreren Wochen feststellen.
- Bei einer Allergie gegen Korbblütler dürfen Mariendistelzubereitungen nicht angewendet werden.
- Für die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit gibt es bislang noch keine ausreichenden Untersuchungen zur Unbedenklichkeit, daher kann sie nicht empfohlen werden.
Weitere Information zur Mariendistel:
Wissenschaftliche Beschreibung:
https://www.heilpflanzen.online/pflanzenportraits/mariendistel/
Mehr dazu: Dr. Böhm® Mariendistel
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