von Mag. pharm. Susanne Lesch
Inhalt
- Hintergrundwissen: Aufgabe der Niere und der ableitenden Harnwege
- Was ist eine Blasenentzündung bzw. eine Harnwegsinfektion?
- Symptome einer unkomplizierten Blasenentzündung
- Symptome einer komplizierten Blasenentzündung
- Wie erfolgt die Diagnose einer Blasenentzündung beim Arzt?
- Was sind die Ursachen für eine Blasenentzündung?
- Wann spricht man von wiederkehrenden Blasenentzündungen?
- Warum sind vorwiegend Frauen von Blasenentzündungen betroffen?
- Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Blasenentzündungen?
- Sonderform – erhöhte Bakterienausscheidung (Bakteriurie)
- Grenzen der Selbstmedikation – Wann zum Arzt bei einer Blasenentzündung?
- Tipps bei Blasenentzündungen
Hintergrundwissen: Aufgabe der Niere und der ableitenden Harnwege
Welche Organe können bei einer Blasenentzündung eigentlich betroffen sein? Hauptsächlich geht es hier um die ableitenden Harnwege (Harnleiter, Harnblase und Harnröhre) sowie die Nieren. In ihrer Gesamtheit sind diese ein äußerst komplexes System, das für viele Aufgaben in unserem Körper verantwortlich ist:
Die Nieren sorgen für die Harnbildung. | |
Die Nieren filtern das Blut und befreien den Körper dabei von Giftstoffen. Das können Stoffwechselprodukte wie Ammoniak oder Harnsäure sein. Auch Abbauprodukte von Medikamenten werden über die Niere ausgeschieden. | |
Die Nieren regulieren den Wasser- und Elektrolythaushalt im Körper. | |
Durch die Ausscheidung und Rückaufnahme verschiedener Stoffe wird der Säure-Basen-Haushalt im Körper gesteuert und damit der pH-Wert im Körper konstant gehalten. | |
Die Nieren produzieren außerdem Hormone, die sich an der Blutdruckregulation beteiligen. |
Wie erfolgt die Harnbildung?
Die Niere bildet den so genannten „Primärharn“. Dafür werden die ca. 5 Liter Blut unseres Körpers Tag für Tag etwa 300-mal durch die Nieren gepumpt. Pro Minute entspricht das ungefähr 1,2 Litern und dabei entstehen etwa 180 Liter Primärharn täglich. Schlussendlich bildet man durch weitere Filterung rund 1,5 Liter Harn am Tag, die tatsächlich ausgeschieden werden.
Dieser sogenannte Endharn wird in der Blase gesammelt und über die Harnröhre aus dem Körper abtransportiert.
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Was ist eine Blasenentzündung bzw. eine Harnwegsinfektion?
Grundsätzlich bezeichnen beide Begriffe eine entzündliche Reaktion der Schleimhäute in der Blase. Diese werden meist durch Keime aus der natürlichen Darmflora ausgelöst. Der bekannteste Erreger nennt sich E. coli (Escherichia coli) und verursacht mindestens drei Viertel aller Harnwegsinfektionen.
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Häufig vermischen sich diese Bezeichnungen jedoch untereinander, eine gültige Abgrenzung der beiden Begriffe gibt es nicht. Im medizinischen Sprachgebrauch werden Entzündungen der ableitenden Harnwege in unkomplizierte und komplizierte Ausprägungsformen eingeteilt.
Symptome einer unkomplizierten Blasenentzündung
Bei einer unkomplizierten Blasenentzündung (auch akute Zystitis genannt) liegen keine funktionellen (z. B. Niereninsuffizienz) oder anatomischen (z. B. Verschluss der Harnwege) Veränderungen, sowie keine anderen Begleiterkrankungen vor.
Eine unkomplizierte Blasenentzündung betrifft meist nur die unteren Teile der Harnwege, wie etwa die Harnröhre und die Blase. Sie äußert sich durch folgende Beschwerden:
Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen | |
Schmerzen und Krämpfe im unteren Bauchbereich | |
Häufiger Harndrang, mit ausschließlich kleinen Urinmengen |
Bei unkomplizierten Blasenentzündungen (das betrifft 9 von 10 Fällen) wird als erste Anlaufstelle häufig die Apotheke aufgesucht. Hier kann besonders mit pflanzlichen Therapiemöglichkeiten schon viel erreicht werden.
Symptome einer komplizierten Blasenentzündung
Bei einer komplizierten Blasenentzündung handelt es sich um eine weitläufige Entzündung, die sich auch auf die oberen Bereiche, also Harnleiter oder Nieren, ausbreiten kann. Daher können zu den bereits genannten Symptomen folgende weitere Symptome hinzukommen:
Flankenschmerz – Die Nieren befinden sich im mittleren Rückenbereich. Wenn man in dieser Gegend bei direktem Druck oder auch durch Erschütterung (z. B. Gehen) einen Schmerz feststellt kann das ein Indikator für eine mögliche Nierenbeckenentzündung sein. | |
Auch Fieber über 38 °C kommt häufig dazu. | |
Wenn die Entzündung bis hin zur Niere aufgestiegen ist, kann diese ihre Aufgabe nicht mehr ausreichend erfüllen und Blut wird über den Urin ausgeschieden. | |
Allgemeines Krankheitsgefühl, wie etwa Schüttelfrost, Müdigkeit und Erschöpfung tritt auf. |
Zudem gibt es bestimmte Situationen, unter denen eine Blasenentzündung in jedem Fall als kompliziert eingestuft wird und ein Arzt konsultiert werden sollte:
Bestimmte körperliche (anatomische) Veränderungen der ableitenden Harnwege können einen Harnstau verursachen. Bakterien setzen sich dann leichter an den Schleimhäuten fest und Blasenentzündungen werden begünstigt. Dazu zählen beispielsweise:
Schwangerschaft – Hier kann das ungeborene Kind bzw. die Gebärmutter auf die Harnleiter drücken, der Harn fließt langsamer ab und Bakterien können sich schneller ansiedeln.
Wichtig: Das Immunsystem bei Schwangeren ist außerdem träge und kann nicht so schnell reagieren wie üblich. |
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Blasenentzündungen bei Kindern werden automatisch als kompliziert angesehen. | |
Nierensteine – Sie können den Harnabfluss behindern oder die Harnwege verschließen. | |
Operationen – Dadurch könnenVeränderungen der ableitenden Harnwegeentstehen und den Urinfluss behindern. | |
Gutartiges Prostatawachstum bei Männern – Es kommt zu einer Restharnbildung. Dies führt zu einer längeren Verweildauer des Urins in der Blase, wodurch häufiger Harnwegsinfektionen entstehen können. |
Auch bei funktionellen Veränderungen der ableitenden Harnwege muss bei Verdacht auf eine Blasenentzündung unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Nierenfunktionsstörung – Wenn z. B. eine Niereninsuffizienz vorliegt, kann diese noch weiter verschlechtert werden. | |
Eine fehlgeleitete nervliche Ansteuerung (z. B. bei multipler Sklerose) der Blasenmuskulatur kann die Entleerung der Harnblase verzögern und so die Entzündung verschlimmern. | |
Diabetes – Wenn der Blutzuckerspiegel nicht richtig reguliert wird, kann durch Stoffwechselveränderungen und damit einhergehenden Gefäßschäden eine Beeinträchtigung der Niere entstehen. | |
Therapieformen, die das Immunsystem unterdrücken – Diese kommen beispielsweise bei entzündlichen Darmerkrankungen, rheumatische Erkrankungen oder Organtransplantationen zum Einsatz. | |
Harnkatheter |
Ein Arztbesuch ist unter allen genannten Voraussetzungen unbedingt erforderlich!
Wie erfolgt die Diagnose einer Blasenentzündung beim Arzt?
Blasenentzündungen werden mit Hilfe des ACSS („Acute Cystitis Symptom Score“) festgestellt. Hier handelt es sich um einen Fragebogen der die Kategorien – Symptome, Lebensqualität und mögliche Begleitumstände (z. B. Schwangerschaft) – abdeckt.
Bei Verdacht auf eine komplizierte Blasenentzündung wird eine Urinkultur angelegt:
Eine Urinkultur ist eine mikrobiologische Untersuchung der Urinprobe. Damit soll herausgefunden werden, welche Bakterien die Entzündung verursachen und ob Antibiotika-Resistenzen vorliegen. Sie wird im klinischen Alltag nur bei komplizierten Harnwegsinfekten und bei Therapieversagen, etwa wenn ein Antibiotikum aufgrund von Resistenzen nicht mehr wirksam ist, eingesetzt.
Bei einem unkomplizierten Harnwegsinfekt wird üblicherweise keine Urinkultur angelegt, ein Harnstreifentest wird jedoch in jedem Fall durchgeführt.
Was sind die Ursachen für eine Blasenentzündung?
Verschiede Faktoren können die Entstehung eines Harnwegsinfektes begünstigen:
- Häufiger Geschlechtsverkehr – Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Bakterien in die Harnröhre gelangen (daher auch der Spitzname „Flitterwochen-Krankheit“). Es ist daher unbedingt ratsam nach dem Geschlechtsverkehr auf die Toilette zu gehen, um mögliche Erreger aus der Harnröhre zu entfernen.
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- In der Schwangerschaft kommt es zu anatomischen Veränderungen im Körper. Das Ungeborene bzw. die Gebärmutter kann möglicherweise auf die Harnleiter drücken und dadurch den Urinfluss verlangsamen. Bakterien kommen dann leichter mit den Schleimhäuten in Kontakt. Außerdem wird das Immunsystem während der Schwangerschaft träge und kann nicht so schnell reagieren wie gewohnt.
- Menopause bzw. Postmenopause – Durch die hormonelle Veränderung in den Wechseljahren werden auch die Schleimhäute weniger belastbar. Außerdem verändert sich die Bakterienbesiedelung im Vaginalbereich, wodurch es zu einer Veränderung des pH-Werts kommt – er ist nicht mehr „sauer“ genug, wodurch schadhafte Keime leichteres Spiel haben.
- Unterkühlung kann das Immunsystem in den Blasenschleimhäuten schwächen. Verursacht wird das durch Sitzen auf kalten Oberflächen oder wenn nasse Badekleidung nicht gewechselt wird.
- Bereits abgeklungene Harnwegsinfektionen, besonders wenn diese schon vor dem 15. Lebensjahr aufgetreten sind.
- Falsche Intimhygiene:
- Aggressive Waschsubstanzen können den sauren pH-Wert im Intimbereich beeinflussen. Daher sollten pH-neutrale Waschlotionen verwendet werden.
- Die Wischrichtung nach dem Toilettengang von vorne nach hinten ist immens wichtig, um Darmbakterien (z.B. E. coli), nicht in die Harnröhre einzubringen.
- Gestörte Vaginalflora durch den Einsatz von Antibiotika, spermienabtötenden Verhütungsmitteln (Spermizide) oder Verwendung von Diaphragmen.
- Einengung der Harnröhre (z. B. bei gutartiger Prostatavergrößerung)
- Zu wenig Flüssigkeitszufuhr – Dadurch werden die Harnwege weniger durchgespült und schadhafte Keime können sich leichter ansiedeln.
- Personen mit einem Blasenkatheter
Wann spricht man von wiederkehrenden Blasenentzündungen?
Wiederkehrende Blasenentzündungen werden im Fachjargon als „rezidivierende Zystitis“ bezeichnet. Doch warum sind Blasenentzündungen manchmal so hartnäckig und kommen immer wieder? Zum einen werden die Schleimhäute durch die Belastung deutlich empfindlicher und somit anfälliger für Infektionen. Zum anderen sind Bakterien dazu in der Lage sich in Gruppen zu bündeln und mit einer Schutzschicht einzuhüllen. Diesen Vorgang nennt man „Biofilmbildung“. Ein Angriff durch das Immunsystem oder Antibiotika ist hier kaum bis gar nicht erfolgreich. Außerdem entstehen durch diesen Vorgang Antibiotika-Resistenzen wesentlich leichter.
Wiederkehrende Blasenentzündungen werden wie folgt definiert:
- Es treten mindestens 2 oder mehr Blasenentzündungen innerhalb von 6 Monaten,
- oder mindestens 3 oder mehr innerhalb von 12 Monaten auf.
Bei jeder zweiten bis dritten Person, die bereits eine Blasenentzündung durchgemacht hat, treten weitere Harnwegsinfekte auf.
Warum sind vorwiegend Frauen von Blasenentzündungen betroffen?
Bei einer Blasenentzündung handelt es sich um eine der häufigsten Infektionskrankheiten bei Frauen, ein klassisches „Frauenleiden“ also.
Die Begründung dafür findet man vor allem in den anatomischen Unterschieden. Denn die Harnröhre ist bei Frauen deutlich kürzer als bei Männern, dadurch können Bakterien leichter in die Harnwege eindringen und eine Entzündung verursachen.
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Zudem befindet sich die Harnröhre bei Frauen näher am Darmausgang, wodurch Bakterien ebenfalls einfacher in die Harnröhre gelangen können. Drei von vier Harnwegsinfekten werden durch sogenannte E. coli (Escherichia coli) Bakterien verursacht, die sich von Natur aus im Stuhl befinden.
Blasenentzündung beim Mann
Eine Blasenentzündung tritt bei Männern vor dem fünfzigsten Lebensjahr eher selten auf. Im Alter sieht man jedoch, dass Harnwegsinfektionen deutlich zunehmen. Dies liegt häufig an der natürlicherweise auftretenden gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie).
Dabei beginnt die Prostata zu wachsen und engt dadurch die Harnröhre ein. In der Blase sammelt sich Restharn, somit können auch Bakterien länger dort verweilen und die Entstehung einer Blasenentzündung begünstigen.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Blasenentzündungen?
Das Ziel einer Therapie der Blasenentzündung ist es, die Symptome so schnell wie möglich zum Abklingen zu bringen. Laut S3-Leitlinie (der wichtigsten Entscheidungshilfe für Ärzte) gibt es hierfür Empfehlungen sowohl für eine antibiotische Therapie als auch für wirksame pflanzliche Mittel – gerade bei unkomplizierten Blasenentzündungen. Unkomplizierte Blasenentzündungen klingen nach einer gewissen Zeit von selbst wieder ab, daher kann bei leichten bis mittleren Beschwerden auch eine andere Therapieform als Alternative zu Antibiotika eingesetzt werden.
Folgende Therapiemöglichkeiten werden bei Blasenentzündungen eingesetzt:
Antibiotika – Sie töten die auslösenden Erreger ab und die Entzündungsreaktion geht zurück. Es gibt eine Vielzahl an Wirkstoffen, die eingesetzt werden. Welcher davon tatsächlich verwendet wird, entscheidet der behandelnde Arzt. Durch den starken Einsatz von Antibiotika steigt aber auch das Risiko von Resistenzen und die Bakterien werden unempfindlicher. Antibiotika sollten deshalb mit Maß und Ziel eingesetzt werden. Bei unkomplizierten Blasenentzündungen kann man pflanzliche Alternativen in Betracht ziehen (siehe pflanzliche Therapiemöglichkeiten).
Desensibilisierung auf E. coli – Wird bei chronischen und wiederkehrenden Harnwegsinfektionen, wie auch bei der symptomlosen Bakteriurie (Sonderform – siehe Erklärung unten) verwendet. Durch gezielten Einsatz von E. coli lernt der Körper besser damit umzugehen. Diese Therapie wird ausschließlich von einem Arzt verschrieben und die Einnahmedauer erfolgt über mehrere Monate.
L-Methionin ist eine Aminosäure, die den Harn ansäuert. Dadurch soll der normale pH-Wert wiederhergestellt und ein Ausbreiten von krankmachenden Erregern verhindert werden.
Bei akuten unkomplizierten Blasenentzündungen (ohne Fieber, ohne Blut im Urin und ohne Schmerzen in der Nierengegend) können auch andere Therapieoptionen eingesetzt werden.
Symptomatische Behandlung in der Selbstmedikation:
- klassische Schmerzmittel wie Ibuprofen (schmerzstillend und entzündungshemmend),
- oder krampflösende Mittel.
Ursächliche Behandlung in der Selbstmedikation:
- Pflanzliche Therapieoptionen werden sehr häufig mit guten Erfolgen eingesetzt. Besonders Kombinationspräparate mit mehreren Heilpflanzen haben aufgrund der vielseitigen Wirkung einen großen Vorteil.
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Welche pflanzlichen Therapiemöglichkeiten gibt es bei Blasenentzündungen ?
In jedem Fall kann bei einer Blasenentzündung an eine pflanzliche Therapiemaßnahme gedacht werden. Bei akuten, unkomplizierten Blasenentzündungen werden Heilpflanzen allein eingesetzt, aber auch unterstützend zu einer Antibiotikagabe ist der Einsatz von pflanzlichen Präparaten sinnvoll.
Die in Frage kommenden Heilpflanzen zeichnen sich durch ihre sehr unterschiedlichen Wirkmechanismen aus: Man unterscheidet dabei zwischen direkter und indirekter antibakterieller (also Keim-abtötender) Wirkung. Manche Pflanzen fördern auch das Durchspülen der Harnwege.
Unterschiedliche Wirkmechanismen
1. Indirekte antibakterielle Wirkung
„Indirekt antibakteriell“ bedeutet, dass die Erreger nicht abgetötet, sondern ihr Anhaften an den Blasenschleimhäuten gehemmt wird. Dadurch können die Bakterien nicht so leicht eine Entzündungsreaktion auslösen. Beim nächsten Toilettengang werden sie dann einfach aus der Blase ausgespült. Folgende Pflanzen wirken indirekt antibakteriell:
- Cranberry oder „Moosbeere“ (Vaccinium macrocarpon)
- Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaeae)Bei der Preiselbeere handelt es sich um einen nahen „Verwandten“ der Cranberry. Beide stammen aus derselben Pflanzenfamilie.Preiselbeeren enthalten als Wirkstoffe das Arbutin sowie ebenfalls, wenn auch in geringeren Mengen als bei der Cranberry, die Proanthocyanidine.Auch Preiselbeeren werden durch ihre desinfizierende Wirkung bei Harnwegsinfektionen eingesetzt. Da hier weniger Studiendaten vorliegen, wird der Cranberry die deutlich stärkere Wirkung zugeschrieben.
2. Direkte antibakterielle Wirkung
Bei der „direkt antibakteriellen Wirkung“ werden die Bakterien durch spezielle pflanzliche Wirkstoffe unschädlich gemacht. Somit können sie keine weitere Infektion mehr verursachen. Diese Wirkung findet man bei:
- Meerrettich oder „Kren“ (Amoracia rusticana)
Aufgrund der guten Studiendatenlage wurde der Meerrettich in Deutschland zur Heilpflanze des Jahres 2021 gewählt!
Meerrettich ist als Nahrungsmittel in Österreich bekannt und beliebt: Besonders zu Ostern wird er in vielen Haushalten verwendet. Die enthaltenen Scharfstoffe sind es, weswegen ihn die einen lieben und andere deutlich ablehnen. Neben ihrem Geschmack reizen die Scharfstoffe auch unsere Schleimhäute – deshalb ist man beim Kren-Reiben auch zum Weinen verurteilt.
Gleichzeitig sind genau diese Inhaltsstoffe für die antibakterielle Wirkung des Meerrettichs verantwortlich. Es handelt sich dabei um die so genannten Senfölglykoside. Wenn die pflanzlichen Zellen aufgebrochen werden, also beispielsweise beim Reiben des Krens, werden durch Enzyme die flüchtigen Inhaltsstoffe (Isothiocyanate) frei und können so ihre Wirkung entfalten.
Diese Idee hat sich die Natur nicht aus reinem Spaß einfallen lassen, denn auch die Pflanzen selbst nützen diese Inhaltsstoffe, um sich vor Bakterienbefall oder Fressfeinden zu schützen.
Einsatzgebiete:
Aufgrund der antibakteriellen Wirkung wird der Meerrettich gerne auch als pflanzliches Antibiotikum bezeichnet und bei akuten oder wiederkehrenden Harnwegsinfektionen eingesetzt. Weitere Anwendungsgebiete sind Entzündungen der oberen Atemwege.
- Brunnenkresse (Nasturtium officinale)
- Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)
Die Kapuzinerkresse gehört zwar – anders als Meerrettich und Brunnenkresse – nicht zu den Kreuzblütlern, beinhaltet aber ebenfalls die antibakteriell wirksamen Senfölglykoside. So wird auch sie bei Blasenentzündungen und Entzündungen der Atemwege eingesetzt.
- Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi)Bärentraubenblätter beinhalten unter anderem Arbutin und haben dadurch antibakterielle und desinfizierende Eigenschaften. Sie werden schulmedizinisch ausschließlich bei akuten Blasenentzündungen eingesetzt. Ihr großer Nachteil ist, dass die Bärentraube nicht länger als eine Woche durchgehend eingenommen werden soll.
3. Durchspülende Wirkung
Folgende Pflanzen haben die Eigenschaft, die Harnmenge zu erhöhen, wodurch sie die ableitenden Harnwege durchspülen. So werden mögliche Erreger schneller wieder aus der Harnröhre und Blase ausgeschieden.
Blasenentzündungen und Biofilm
Neuen Erkenntnissen zufolge leisten so genannte Biofilmeeinen maßgeblichen Beitrag zu häufig auftretenden Blasenentzündungen sowie Resistenzentwicklungen gegenüber Antibiotika.
Was ist ein Biofilm und warum kann dies besonders bei wiederkehrenden Blasenentzündungen von entscheidender Bedeutung sein?
Als Biofilm bezeichnet man einen dünnen „Schleimfilm“ auf Körperoberflächen, worin sich Bakterien ansammeln können. Dieser Film wird als Schutzschicht gebildet, um sich vor der Immunabwehr und vor Antibiotika zu schützen.
Die Schutzschicht, also der Biofilm, verhindert das ausreichende Eindringen von antibiotisch wirksamen Substanzen. In der Folge entstehen so genannte „persister Zellen“ (persist = englisch für „bestehen bleiben“). Das sind Zellen, die nicht oder nur sehr langsam wachsen.
Sie können sich an die Gegebenheiten anpassen und unter Umständen resistent gegen eingesetzte Antibiotika werden. Unter geeigneten Bedingungen (z. B. Vorhandensein anderer Bakterien) bricht dieser Biofilm wieder auf und eine wiederkehrende Infektion kann auftreten. Bei 60 % aller bakteriellen Infektionskrankheiten ist ein Biofilm ursächlich beteiligt.
Das erfreuliche ist: Die im vorhergehenden Kapitel genannten Pflanzen sind aufgrund der unterschiedlichen Wirkmechanismen dazu in der Lage, eine Entstehung dieser Biofilme zu unterdrücken.
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Sonderform - erhöhte Bakterienausscheidung (Bakteriurie)
Von einer Bakteriurie spricht man, wenn bei der Harnuntersuchung erhöhte Bakterienausscheidung über den Urin festgestellt wird. Dies verläuft in der Regel symptomfrei und muss nur in seltenen Fällen behandelt werden.
Besonders häufig wird diese symptomlose Ausprägungsform bei bestehendem Diabetes, Schwangeren und älteren Personen beobachtet.
Grenzen der Selbstmedikation – Wann zum Arzt bei einer Blasenentzündung?
Im ersten Schritt kann man bei Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, sowie leichten Krämpfen im Unterbauch durchaus den Weg der Selbstmedikation gehen. Die geeigneten Mittel dazu bekommt man in der Apotheke.
Sollten sich die Symptome nicht bessern oder schlimmer werden ist unbedingt ein Arztbesuch erforderlich.
Unter gewissen Voraussetzungen und von gewissen Personengruppen muss in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden! (siehe Kapitel: komplizierte Blasenentzündung)
Tipps bei Blasenentzündungen
- Viel Trinken
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von etwa 2 Litern täglich, ist für all unsere Körperfunktionen grundsätzlich wichtig. Bei einer bestehenden Blasenentzündung ist die Aufnahme der entsprechenden Flüssigkeitsmenge jedoch von besonderer Bedeutung: Denn durch das Spülen der ableitenden Harnwege können Erreger effektiv abtransportiert werden.
- Teezubereitungen
Zum einen erhöht man durch Trinken eines Tees die Flüssigkeitszufuhr und zum anderen können die enthaltenen Wirkstoffe die Blasenentzündung positiv beeinflussen. Es gibt eine Vielzahl an Teemischungen, die verwendet werden können. Einige Beispiele dafür finden sie hier:
Durchspülender Tee:
Birkenblätter 30 g
Goldrutenkraut 30 g
Orthosiphonblätter 30 gBlasentee:
Bärentraubenblätter 40 g
Schachtelhalmkraut 30 g
Hauhechelwurzel 15 g
Süßholzwurzel 15 g
Zubereitung:
1 Esslöffel der Teezubereitung wird mit siedendem Wasser übergossen und 5-10 Minuten ziehen gelassen. Die festen Bestandteile werden mit einem Sieb abgetrennt.
- D-MannoseBei der D-Mannose handelt es sich um einen Einfachzucker, der vom Körper nicht aufgenommen und verstoffwechselt werden kann, sondern unverändert die ableitenden Harnwege erreicht, wo er seine Wirkung entfaltet.Der Wirkmechanismus entspricht wie bei Cranberry, der indirekten antibakteriellen Wirkung. Dabei wird das Anhaften der Bakterien an die Blasenschleimhaut verhindert und die Keime können ausgespült werden.
- Unser Immunsystem steht an erster StelleAuch für die Blase ist ein intaktes Immunsystem sehr wichtig. In diesem Zusammenhang sind Vitamin C und D wie auch Zink und Selen von großer Bedeutung. Außerdem gibt es auch Pflanzen, die das Immunsystem durch ihre Wirkstoffe positiv beeinflussen können. Dazu zählen:
- Echinacea
- Holunder
- Sanddorn
- Melisse
- Sternanis
Weiters gilt die Devise – Warmhalten tut der Blase gut!
Eine Unterkühlung kann die Entstehung einer Harnwegsinfektion begünstigen, daher beispielsweise nicht auf kalte Bänke setzen. Auch nach dem Baden sollte nasse Badekleidung sofort gewechselt werden. Während einer Blasenentzündung wird Wärme generell als sehr angenehm und wohltuend empfunden – eine Wärmflasche tut immer gut |
- Die richtige Hygiene spielt eine große Rolle
- „Viel hilft nicht immer viel“ – Bei einer übertriebenen Intimhygiene kann die natürliche Intimflora durcheinandergebracht werden.
- Verwenden Sie dafür die richtigen Mittel, wie pH-neutrale Waschgele.
- Die Wischrichtung nach dem Toilettengang sollte von vorne nach hinten verlaufen. So wird das Risiko reduziert, dass Keime in die Harnröhre gelangen.
- Auf synthetische Unterwäsche verzichten und luftdurchlässige Materialien wie Baumwolle verwenden
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